Balou gehörte zu einer Rasse, die nicht mehr ganz so häufig zu sehen ist. Er war ein altdeutscher Hütehund, der es faustdick hinter seinen kuschelweichen Ohren hatte. Ich holte ihn als Welpen von einem Bauern ab. Er war der letzte der noch auf ein Zuhause wartete und sprang mir sprichwörtlich auf den Arm.
Er wurde zu meinem Lehrer, denn er war dominant, dickköpfig und sehr selbständig und hatte gerne das letzte Wort. Ja, Ihr lest richtig, er diskutierte mit mir, was das Zeug hielt. Doch er war auch anschmiegsam, verspielt, loyal und Kumpel, er war Hilfe bei der Aufzucht von Katzenkitten und Hüter von Kaninchen, die ich als Pfleglinge des Tierheims in dem ich arbeitete zu mir nahm, bis sie vermittelt werden konnte. Ich vermisse ihn noch heute sehr...
Hier ist unsere Abschiedsgeschichte:
Alles fing damit an, dass
Balou stark niesen musste und dabei stark aus der Nase blutete.
Wir fuhren sofort zum
Tierarzt und ließen eine Endoskopie der Nase machen. Das Ergebnis
war erschreckend...Balou hatten einen nasalen Tumor. Eine Welt ist in
mir zusammengebrochen und ich wollte nicht glauben, was die
Tierärztin mir da gerade vor den Kopf knallte, die Worte hämmerten
geradezu in mein Gehirn. Ich wurde gefragt, ob ich Balou in der
Narkose einschlafen lassen wollte aber NEIN, das konnte und wollte
ich einfach nicht, er war doch noch so gut drauf und zeigte bis auf
das Nasenbluten keine Anzeichen, dass es ihm schlecht ging. Also nahm
ich ihn wieder mit nach Hause.
Ich genoss von da an jede
Minute, die uns blieb in vollen Zügen und beobachtete ihn
aufmerksam.
Ich verwöhnte ihn nach
Strich und Faden und er hatte von da an absolute Narrenfreiheit bei
mir. Er schlief mit im Bett, bekam all die für Hunde nicht so guten
Dinge zu fressen und wurde behandelt wie ein König.
Doch irgendwann, etwa
drei Monate später, kam der unausweichliche Zeitpunkt an dem wir für
immer Abschied voneinander nehmen mussten. Balou schien matt und
lustlos und auch meine kleine Hündin Hope, die sonst alles mit ihm
anstellen durfte wurde von ihm weg geknurrt.
Er schenkte mir diesen
einen Blick, den man nicht erklären kann, der mir sagte, es ist so
weit, lass mich gehen, ich will nicht mehr.
Ich gab ihm an diesem
letzten Tag alles, was der Kühlschrank so hergab, machte noch einen
letzten Spaziergang mit ihm zu unserem Lieblingsplatz am Rhein, weil
er doch Wasser so sehr liebte.
Danach folgte die Fahrt
zum Tierarzt, die ich Tränen überströmt hinter mich brachte. Ich
fuhr extra in den frühen Abendstunden, damit in der Praxis nicht
mehr so viel los war. Ich ging mit Balou ins Behandlungszimmer und
sagte der Tierärztin, dass es nun soweit sei ihn gehen zu lassen.
Ich hob meinen Dicken auf den Behandlungstisch und die Tierärztin
zog die Spritze auf. Ich hielt Balou ganz fest an mich und drückte
mein verheultes Gesicht in sein weiches Fell. Ich spürte, wie sein
Körper müde wurde und sich entspannte, die letzten Atemzüge, dass
letzte Seufzen, Balou war über die Regenbogenbrücke gegangen und
ich habe ihn bis dorthin begleitet. Viele Bilder gingen mir dabei
durch den Kopf, von Dingen, die wir gemeinsam erlebt haben. Es war
ein schwerer und trauriger Gang, aber ein unausweichlicher.
Balou wurde auf einer
schönen Wiese begraben und hat dort seinen Frieden gefunden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen